„Ich fühle mich durch die Berge beschützt“
GEKOMMEN UM ZU BLEIBEN
„Weißbach, dieses kleine soziale Biotop, muss man sich erarbeiten. Dann gehört man dazu“, bringt es die Niederländerin auf den Punkt. Und weil sie eine ist, die ohnedies gerne anpackt und sich einbringt in der Kommune, ist ihr das auch nicht schwer gefallen. Im Urlaub hatte sie Anton, den Postbeamten, kennengelernt. Das Paar heiratete 1978 und zog nach Holland, wo Hanny, die Bankangestellte, aus der Gemeinde Barneveld stammt. Die Weite der Landschaft mögen andere lieben, Anton aber drängte 1984 in seine Heimat Weißbach zurück. Die Gattin und die Tochter zogen mit – und haben es bis heute nicht bereut. Hanny Maltan, die mit 18 Jahren in Deutsch maturiert hatte, lernte schnell den Dialekt der Einheimische. „Weil“, wie sie erklärt, „ich nur die Hanny sein kann, wenn ich auch sprachlich dazugehöre.“
Und sie setzte alles daran, im Ort gestaltend mitzuwirken: Sie ließ sich zum Kassier im Sportverein aufstellen, obwohl sie mit Sport eigentlich wenig „am Hut“ hat; engagierte sich im Sozialausschuss der Gemeinde; organisiert seit zehn Jahren Vorträge des Katholischen Bildungswerks. Mit den Trachtenfrauen rückt sie in traditioneller Gewandung zu Erntedankfesten und Fronleichnamsprozessionen aus. Etliche Jahre hatte sie auch das örtliche Tourismusbüro angeführt. Da lud sie die Gäste zu Begrüßungsabenden und führte sie mit Fackeln durch die Seisenbergklamm. Sie erzählte über die Vergangenheit des Landstrichs, überprüfte dann das Wissen spaßeshalber mit einigen Quizfragen und verteilte kleine Belohnungen.
Man merkt schon: Diese Frau geht regelrecht auf in dem Miteinander eines Dorfes. Dabei hatte sie es nicht leicht. Sohn Thomas kam mit einer seltenen Behinderung, dem „Smith-Magenis-Syndrom“, zur Welt. Eine Selbsthilfegruppe kümmert sich um die Anliegen der Betroffenen, allen voran auch wieder Hanny Maltan. Hauptberuflich ist sie im Seniorenheim Lofer tätig. Das „Abschiednehmen“ von geliebten Menschen fällt ihr sehr schwer. Besonders schmerzte der Tod der Eltern, so weit weg von ihr. Und natürlich würde sie gern schnell einmal zum Kaffee bei ihren Geschwistern und Freunden in Holland vorbeischauen. Aber einmal im Jahr kommt sie auf Besuch. Sieht sie dann die Nordsee, packt sie ein bisschen das Heimweh, dann muss sie weinen. „Aber im Herzen bin ich heute eine Weißbacherin“, sagt die dreifache Mutter und dreifache Oma. Man glaubt es ihr gerne.