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120 Jahre Schmidt-Zabierow-Hütte

INTERVIEW MIT HÜTTENWIRTIN KÄTHE

Seit über 120 Jahren finden Wanderer, Bergsteiger und Kletterer Schutz in der Schmidt-Zabierow-Hütte. Ein besonderer Ort in den Loferer Steinbergen, der nicht nur Ziel, sondern ebenso Ausgangspunkt vieler Touren darstellt. Seit über 20 Jahren ist Katharina Filzer Meiberger Wirtin, Hausherrin und gute Seele auf über 2.000 Metern Seehöhe und könnte sich ein Leben ohne ‚ihre‘ Hütte nicht mehr vorstellen. Warum der Alltag in den Bergen langsamer als im Tal verläuft, frische Zutaten in der Küche für sie das Um und Auf sind und was bei den Jubiläumsfeierlichkeiten am 8. September 2019 auf dem Programm steht, erzählt sie uns bei einem Plausch vor der aus dem Winterschlaf erwachenden Hütte an einem sonnigen Mai-Tag.

120 Jahre Schmidt-Zabierow-Hütte wurde am 8. September 2019 gefeiert. Ein besonderer Tag für dich oder einer wie jeder andere?
Auf jeden Fall ein ganz besonderer Tag für uns. Und ein arbeitsreiches Wochenende. Für mich persönlich wird es eine geschichtsträchtige Feier als Würdigung für die Pioniere, die Außergewöhnliches geleistet haben, um damals vor 120 Jahren diese Hütte zu bauen. In ihrem Sinne führen wir die Hütte auch heute noch als Bergsteigerunterkunft und Schutzhütte und fühlen uns ihrem Geist verbunden und verpflichtet.

120 Jahre Schmidt-Zabierow-Hütte sind eine lange Zeit, in der sich viel getan hat. Wie hat sich denn das Leben in den Bergen in dieser Zeit verändert? Kann man sagen, dass auf knapp 2.000 Metern die Zeit stehen geblieben ist?
Die Zeit oben vergeht sicherlich viel langsamer als unten im Tal und auch die Wege sind die gleichen wie früher. Aber nein, die Zeit ist sicher nicht stehen geblieben. Denn die Hütte hat sich sehr verändert. Früher gab es nur Regenwasser und keinen Strom, heute haben wir die modernste Technik, um einen modernen Betrieb führen zu können. Trotzdem schauen wir sehr darauf, dass sich der gemütliche Charakter einer Schutzhütte nicht verändert. Nach wie vor gibt es nur kaltes Wasser für unsere Gäste, Handyempfang gibt es auch keinen und Internet wird man ebenfalls vergeblich suchen. Dafür wird man es sehr gemütlich, ruhig und auch sehr lustig haben, wenn man bei uns eine oder mehrere Nächte verbringt. Man hat wieder einmal Zeit für Gespräche, Spiele und natürlich auch für die ein oder andere Stunde in Stille. Das ist mir einfach sehr wichtig, dass diese Seite des Lebens über 2.000 Metern nicht verloren geht.

Du warst das erste Mal mit 7 Jahren auf der Hütte und hast auch später sehr viel Zeit hier verbracht. Seit vielen Jahren bist du jetzt die Wirtin. Was macht die Liebesbeziehung zwischen dir und deiner Hütte so besonders?
Bei dieser Frage bekomme ich Gänsehaut (lacht). Nachdem ich die Zeit oben in meiner Kindheit mit den Eltern oder dem Opa sehr genossen habe, hat sich früh eine tiefe Verbundenheit zwischen mir und der Hütte aufgebaut. Es ist ein Rückzugsort für mich. Auch wenn viel los ist, brauche ich nur ein paar Meter vom Weg weggehen und ich bin für mich alleine und habe ein paar Augenblicke nur für mich. Die Einfachheit des Lebens ist etwas sehr Erstrebenswertes für mich. Die Hütte ist meine Leidenschaft und mein Leben. Ich habe auch nie Stress, sondern hauptsächlich und hoffentlich viel Arbeit.

Wie kann man sich denn einen typischen Tag oben in den Bergen vorstellen?
Ich bin generell immer die Erste, die wach ist. Der Tag beginnt um 5:15 mit Hören. Ob Regen auf das Dach tropft oder eben nicht. Sollte es wirklich regnen, dann kann ich noch 10 Minuten länger im Bett liegen bleiben. Die ersten Minuten des Tages gehören mir. Da steh ich vor der Tür und schau hinein in die Berge. Dann wird alles eingeschaltet und das Frühstück aufgebaut. Um 6:15 kommen dann auch meine Mitarbeiter und schön langsam auch schon die Gäste, die bei uns oben die Nacht verbracht haben.

Wenn dann alle weg sind, nehmen wir uns Zeit füreinander und frühstücken gemeinsam. Das ist unser Ritual und das nehmen wir uns jeden Tag. Nach dem Zusammenräumen in den Zimmern und der Küche kommen dann auch schön langsam die Leute von unten aus dem Tal und der Spaß beginnt von vorne.

Sehr wichtig ist auch, dass ich mein Wissen über die Steinberge mit den Gästen, vorwiegend Kletterern, teile. Oft zeige ich ihnen die Einstiege zu gewissen Routen, besprich den Wetterbericht und gib meine Einschätzung über eine Tour ab. Das ist mir ganz wichtig und wird von den Leuten auch sehr angenommen.

Du bist ja auch für deine besonders gute Küche bekannt. Alle Lebensmittel, die du verwendest, müssen aus dem Tal heraufgeflogen bzw. -getragen werden. Trotzdem kochst du größtenteils regional und frisch? Warum? Wäre es anders nicht einfacher?
Natürlich ginge es viel einfacher, aber das wäre nicht ich. Das Kochen ist eine meiner großen Leidenschaften und da geht es dann nur frisch. Bei uns wird jeder Teller liebevoll zubereitet, auch wenn natürlich in den Bergen die Mühe noch ein bisschen größer ist. Aber ich glaube, die Gäste schätzen das, und das freut uns dann natürlich auch wieder. Unsere Küche ist einfach, aber frisch und gut.

Kocht man oben in den Bergen anders als unten im Tal? Gehaltvoller vielleicht?
Heute nicht mehr. Heute kocht man unten und oben gesund. Aber als ich vor 19 Jahren angefangen habe, war die dicke Erbsensuppe mit Würsteln das Maß aller Dinge. Die ist schon lange von der Speisekarte verschwunden. Aber vielleicht sollte ich sie wieder einmal probieren. Als Jubiläums-Speise? Mal sehen. 

Der kürzeste Zustieg dauert immerhin 2,5 Stunden. Welche Gäste kommen denn hauptsächlich rauf?
Meine Gäste sind durchschnittliche Berggeher. Klar, es sind 1.200 Höhenmeter, die aber nicht allzu anspruchsvoll sind. Kletterer, die bei uns oben in Routen einsteigen, sind genauso dabei wie Leute, die noch keine Bergtour gemacht haben. Vor dem Aufstieg braucht man sich nicht zu scheuen.

Klettern ist ein großes Thema. Welche Infrastrukturen finden denn Kletterer bei dir auf und um die Hütte vor?
Unsere Hütte ist ein toller Stützpunkt für Kletterer, weil wir eine wahnsinnig große Auswahl an gut abgesicherten Routen haben. Zwischen dem 4. und dem 7. Grad ist hier alles dabei. Wobei wir uns hier oben im alpinen Gelände befinden, was heißt, dass man sowohl im Aufstieg als auch im Abstieg sicher sein muss. Sportler, die sonst nur in der Kletterhalle kraxeln, sollten sich zuerst an den Stieg im lockeren Stein gewöhnen, bevor sie zu uns kommen. Die Infos über die Routen bekommen die Kletterer direkt bei uns. 

Wie man hört, bist du viele Bergtouren, die man von der Hütte aus in Angriff nehmen kann, auch schon selbst gegangen? Welche ist dir denn die liebste?
Früher bin ich jeden Tag nach dem Aufstehen auf einen Gipfel gegangen, mittlerweile hat sich das auf ca. zwei Mal pro Woche eingependelt. Meine Lieblingstouren sind zwei, die vielleicht gar nicht so bekannt sind und auch ein gewisses Maß an Erfahrung verlangen. Sowohl auf das Traunspitzel wie auch auf das Breithorn führt kein markierter Weg. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind ein absolutes Muss, weil es schon recht abschüssig ist. Dafür ist man alleine und kann die Berge so genießen, wie es sein soll. Ohne Rummel und Stress.

Viele der Wanderer und Bergsteiger kommen aus dem Salzburger Saalachtal zu dir. Was macht denn für dich diese Region aus?
Im Salzburger Saalachtal liegen meine Wurzeln, ich komme direkt aus Lofer. Ich liebe die Landschaft, die Almen, die vielen Wege und Steige in die Berge. Und natürlich die Leute!

Abschließend: was sind denn deine persönlichen zwei Lieblingsplätze im Salzburger Saalachtal (Logenplätze)? 
Meine Hütte, ohne Zweifel! Aber auch der Obermayerberg mit seiner herrlichen Aussicht auf die Loferer Steinberge.

Vielen Dank, Katharina, für den netten Plausch.

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