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Der Natur ganz nah

NATURPARK WEISSBACH IM SALZBURGER SAALACHTAL

An der großen Kletterwand mitten in Weißbach sind wir schon oft vorbeigefahren – heute bleiben wir im Bergsteigerdorf stehen. Wir möchten uns genauer über den Naturpark Weißbach informieren und über die vielen Möglichkeiten, die dieses landschaftliche Kleinod im Winter bietet.

2007 wurde der Naturpark Weißbach feierlich eröffnet. Seither besuchen Einheimische wie Gäste diese schöne Kulturlandschaft mit ihren traditionellen Landschaftsformen. Im Sommer kann man etwa zur beeindruckenden Seisenbergklamm wandern und beim Rauschen des wilden, urtümlichen Baches alles um sich herum vergessen. Oder man marschiert direkt in das Herz des Naturparks – zu den drei Gemeinschaftsalmen Kallbrunnalm, Litzlalm und Kammerlingalm. Als Gast des Naturpark Weißbach kann man außerdem an Themenwegen entlangspazieren, an Infopunkten Hintergrundwissen einholen, an geführten Wanderungen teilnehmen, Naturpark-Werkstätten besuchen und noch vieles mehr. Wir staunen über die zahlreichen und unterschiedlichen Möglichkeiten, die sich uns hier bieten. Toll!

Willkommen im sportlichen Winterwunderland

Und auch im Winter ist der Naturpark Weißbach definitiv einen Besuch wert. Das Bergsteigerdorf Weißbach ist besonders gebirgsreich und wird von fünf Gebirgsstöcken umschmeichelt: den Leoganger und Loferer Steinbergen, dem Steinernen Meer, dem Hochkalter und der Reiter Alpe. So verwundert es nicht, dass Weißbach beliebter Ausgangspunkt zahlreicher interessanter, hochalpiner Skitouren ist. Ob auf das beliebte Seehorn nördlich des Dießbachstausees, wo man auf rund 2.300 Metern einen prächtigen Ausblick genießt, oder auf das 2.484 Meter hohe Kammerlinghorn – einem imposanten Aussichtsberg der Berchtesgadener Alpen, der erfahrene Skitourengeher reizen wird. Besonders lohnenswert ist auch die Tour über das Ebersbergkar auf das Birnhorn. Mit 2.634 Metern ist das Birnhorn der höchste Gipfel der Leoganger Steinberge und bietet herrliche Weitblicke. Wir haben mit Eva Schider gesprochen, einer ausgebildeten Bergführerin. Sie hat uns ihre Lieblingsskitour verraten und uns außerdem noch einige interessante Einblicke in das Leben als Bergführer gewährt. Aber dazu später mehr.

Was das Herz begehrt: von Schneeschuhwandern bis Eisklettern

Denn erst möchten wir noch wissen, welche Möglichkeiten der Naturpark im Winter noch bietet. Und das sind tatsächlich einige, wie wir erfahren. Man kann sich zum Beispiel im Naturparkzentrum Schneeschuhe ausleihen und die Weißbacher Almen, auf denen im Sommer Blumen blühen und Kühe weiden, als verschneites Winterwunderland erleben. Wer lieber in der Gruppe unterwegs ist, schließt sich einfach einer Schneeschuhwanderung an. Langläufer sind mit den Loipen im Talboden und im Hintertal bestens bedient. Direkt am Klammvorplatz lockt ein Eislaufplatz und hinter der Kirche gibt es eine Rodelbahn – beide werden am Abend beleuchtet. Ein weiteres Highlight sind die Eiskletterwände. Die dünnen Eisbänder und gefrorenen Wasserfälle, die sich in den weitläufigen Felswänden bilden, gefrieren im Winter zu bizarren, wunderschönen Eisformationen, die jedes Jahr mehr Eiskletterer anlocken. In Weißbach selbst bieten sich je nach Witterung die Klammen und kleineren Wasserfälle an, zum Beispiel Dießbach, Mühlbach, Buchweißbach.

Stolz auf dieses Juwel der Natur

So viele Möglichkeiten in einem Naturpark – wir sind begeistert. Und auch die Weißbacher selbst sind stolz auf dieses Juwel, dass sie bewirtschaften dürfen. Wir haben den Eindruck, die Einheimischen sind sich der Verantwortung bewusst, die der Naturpark mit sich bringt – eine nachhaltige Nutzung und Weiterentwicklung dieses kleinen Paradieses. Eine Weißbacherin, die den Naturpark und seine Möglichkeiten fast tagtäglich genießt, ist Eva Schider. Die ausgebildete Bergführerin bringt Interessierte fachmännisch durch die Natur – im Sommer wie im Winter. Wir haben mit ihr über die Berge im Allgemeinen gesprochen und über den Naturpark im Besonderen.

INTERVIEW MIT EVA SCHIDER, BERGFÜHRERIN

„Man spürt sich und die Natur“

Eva Schider ist eine „UrWeißbacherin“, ihre Eltern sind hier geboren. Auch sie selbst ist in Weißbach aufgewachsen und nach zehn Jahren im „Exil“ in Salzburg wieder hierher zurückgekommen. „Meine Eltern haben mich von klein auf in die Berge mitgenommen und ich wollte schon als Kind alles zu Fuß gehen“, sagt Eva und lächelt. „Das hat meinen Eltern sehr viel Geduld gekostet.“ Als Jugendliche hat sie dann zu klettern begonnen, gemeinsam mit ihrem Vater. Auch Skitourengehen wurde schon damals zu ihrem Hobby. „Das mit dem Bergführer war eher Zufall – ein Freund hat mich zur Aufnahmeprüfung mitgenommen“, erzählt Eva. „Als ich die dann bestanden habe, dachte ich – tja dann mach ich das eben.“ Nach Abschluss der Ausbildung hat sie ihren Beruf als Lehrerin an den Nagel gehängt und ist seither hauptberufliche Berg-, Ski und Canyoningführerin.

Eva, warum gehst du gerne in die Berge?

Die Berge erden einen irgendwie, auch meine Gäste. Plötzlich ist das, was unten ist, ganz egal. Man ist ganz fokussiert auf das, was gerade ist. Alles ist irgendwie immer anders – man muss überlegen, wie man was macht, und auf das reagieren, was die Natur und der Berg einem vorgibt. Man spürt sich und die Natur, den Wind, die Kälte, die Sonne. Man kann an und über seine Grenzen gehen und ist ganz und gar für seine Handlungen und deren Konsequenzen verantwortlich.

Was ist deine Lieblingsskitourenroute im Naturpark Weißbach?

Der Kühkranz.

Warum gerade diese Route – was macht sie für dich so besonders?

Es ist eine sehr abwechslungsreiche Skitour – klein aber oho: Man geht nicht so weit, hat aber eine gewaltige Aussicht. Ich war da schon so oft oben und doch sieht es jedes Mal anders aus. Der Wind macht immer so schöne, spannende Formationen.

Was macht für dich generell die Faszination am Skitourengehen aus?

Die Ruhe. Ich liebe es! Erst geht man gemütlich rauf – es ist im Winter so ruhig wie sonst nie. Man ist langsam, alles dauert. Dann beim Runterfahren geht’s auf einmal schnell – dieser Kontrast ist herrlich! Auch die immer wechselnden Bedingungen, auf die man sich einstellen muss, sind reizvoll. Diese Bedingungen lassen vieles zu, aber man muss auch rechtzeitig Gefahren erkennen und drauf reagieren – sonst kann’s schnell gefährlich werden. Etwas ganz Besonderes ist, wenn man die Ehre hat, eine neue Spur anlegen zu dürfen. Alles sieht so unberührt weiß aus und dort darf man eine Spur reinzeichnen. Herrlich!

Hast du noch einen Tipp für alle, die demnächst eine Skitour in den Naturpark Weißbach planen?

Ja: Denk an deine Lebensraumpartner – denn auch, wenn man glaubt alleine zu sein, sind da viele Tiere um uns herum, durch deren Heimat wir gehen dürfen. Und das sollte man respektieren.
Außerdem ist die eigene Wachsamkeit wichtig. Wenn man auf die Umwelt achtet, kann man sehen, was im Schnee los ist – also auch Gefahren- und Windzeichen erkennen – und damit die Lawinengefahr richtig einschätzen.

Bereit für ein neues Abenteuer?

Habt Ihr gewusst, dass …

  • im Naturpark Weißbach ein Steinadler-Pärchen wohnt? Im Spätwinter, wenn die Balz beginnt, führen sie im Naturpark beeindruckende Flugspiele vor.
  • die Seisenbergklamm vor rund 12.000 Jahren entstanden ist? Gegen Ende der letzten Eiszeit setzte das Abschmelzen der Eismassen ein. Besonders schön: die Erosionskolke, die sich durch die Kraft des Wassers über Jahrtausende gebildet haben.
  • der Nationalpark Berchtesgaden sich mit seinen spektakulären hochalpinen Tourenzielen eine Grenze mit dem Naturpark Weißbach teilt? Besonders lohnenswert ist beispielsweise eine Tour auf die Hocheisspitze oder die große Reibe.

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