Rodeln von der Hochalm
Auf die Schlitten, fertig, los
Ein Ausflug auf die Naturrodelbahn Hochalm im Heutal ist eine Kufengaudi für die ganze Familie
„Oberkörper zurücklehnen. Beine anheben und mit voller Geschwindigkeit in die Kurve rein. Gewicht auf die Kurveninnenseite verlagern, Fuß raus zum Lenken und dann schnell nach der Kurve wieder Fahrt aufnehmen - bis der Schnee staubt und meine Verfolger abgeschüttelt sind. Bestzeit“, kommentiere ich in Gedanken meine gestrige Rodelabfahrt, während die ganze Familie sich bei strahlendem Wetter erneut auf den Weg macht.
Gestern waren wir mit dem kostenlosen Skibus zum Startpunkt der Naturrodelbahn im Unkener Heutal angereist, doch heute sind wir selbst mit dem Auto gefahren, wollen wir doch erst in der Nacht mit Stirnlampen von der gemütlichen Hochalm abfahren. Die Rodeln sind bestens gewachst, hat man uns im Verleih vor Ort versichert - das verspricht heute bei kalten Temperaturen und pulvrigem Neuschnee absolute Bestzeiten. Doch erst einmal wandern wir gemütlich den Weg vom Parkplatz in angenehmer Steigung durch lichten Wald bergan. Nach rund 45 Minuten treffen wir auf einer malerischen Lichtung auf Skitourengeher und Schneeschuhwanderer, die ihre Spuren vom Sonntagshorn herunter ziehen. „Hier auf dieser idyllischen Alm grasen im Sommer die Kühe und verbringen so ihren Almsommer, bevor es im Herbst wieder mit den Hirten zurück ins Tal geht“, erzählt Oma, die mit Opa hier im Heutal schon so manchen Almsommerurlaub verbracht hat.
Um uns die restliche Zeit beim Aufstieg zu vertreiben, spiele ich mit Opa und Papa unser Lieblingsspiel: Spuren raten. Wir entdecken neben dem Weg frische Fährten und Spuren von Reh, Hirsch, Eichhörnchen, Fuchs und Feldhase und diskutieren eifrig, wer woher kam und wohin lief. Währenddessen sind Mama und Oma in einen Mutter-Tochter Tratsch vertieft und schlagen ein gemütlicheres Tempo an. Nach kurzer Zeit taucht vor uns schon unser heutiges Ziel, die Jausenstation Hochalm am Fuße des Sonntagshorns, auf 1.460 m Höhe, auf.
Gemütlicher Hüttenabend
Einladend wirkt die Sonnenterrasse inmitten der winterlichen Almwiesen und aus „Klaus’ Hütte“, wie die Hochalm auch genannt wird, strömt uns schon der leckere Duft der frisch gekochten Hüttenklassiker entgegen. In Bestzeit überholen uns nun auf den letzten Metern zur Hütte noch Oma und Mama, die lachend erklären: „Wir haben schon solche Vorfreude auf Kasnocken und die anderen regionalen Köstlichkeiten - das verleiht uns Rückenwind.“ Gemeinsam lassen wir uns bei den letzten Sonnenstrahlen auf der Terrasse für einen kurzen Durstlöscher nieder, bevor wir es uns rund um den Kachelofen in der warmen Stube gemütlich machen.
Etwas Süßes für den Abschluss muss vor unserem Rodelrennen auf jeden Fall noch auf den Tisch, und so bestellen wir flaumigen Kaiserschmarrn mit Apfelmus und wählen aus Paula‘s hausgemachten Mehlspeisen einen Topfenstrudel mit Vanillesoße und leckeren Apfelkuchen. Opa und Papa gönnen sich nach unserem leckeren Abendessen noch einen kleinen Vogelbeerschnaps und beteuern: „Das ist gut für unseren vollen Magen und sorgt beim Rennen für den richtigen ,Kurvengeist’“
Auf der Jagd nach Bestzeiten
Wir schnappen unsere Schlitten, die wir bei unserer Ankunft an die Hüttenwand gelehnt hatten und nehmen Aufstellung am Einstieg der 3,5 km langen Naturrodelbahn. Ich achte darauf, dass keiner unsere Startlinie übertritt und gebe das Kommando: „Auf die Rodel, fertig, los.“ Ein paarmal fest mit den Beinen angetaucht, dann nimmt mein Schlitten schon Fahrt auf und im Eiltempo geht es in die Kurve. Wie in Gedanken bereits durchgespielt, setze ich nur kurz ein Bein zum Lenken in den Schnee, dann geht es rasant in die nächste Gerade. Ein kurzer Blick über die Schulter zeigt, meine Verfolger sind bereits abgeschüttelt und kämpfen etwas weiter hinten um ihre Positionen.
Kurve um Kurve staubt der Schnee ringsum und natürlich komme ich als Erster jubelnd am Parkplatz an. Ganze 30 Sekunden schneller, als am Vortag, und Mama, Papa, Oma und Opa kommen erst mit großem Abstand lachend angerodelt. Mama und Papa hatten sich offensichtlich ein Duell geliefert, das mit einem Sprung in den Tiefschnee endete, denn beide sehen aus wie lebende Schneemänner. Lachend erzählen wir uns von unserer Abfahrt und beschließen, gleich morgen nochmal zur Hochalm zu wandern. Denn zum einen gibt es auf der Speisekarte noch das Hüttenbrot, das wir unbedingt kosten möchten, zum anderen kann die heutige Rodel-Bestzeit sicher noch um ein paar Sekunden verbessert werden.