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Von Bergnarrischen und Kristallsuchern

PAUSENGESPRÄCHE

Bergführer oder Kristallsucher wollte er als Kind werden, sagt Markus Hirnböck. Zwar hat es mit der Kristallsucher-Karriere bislang nicht geklappt, dafür arbeitet Markus bereits seit 27 Jahren als hauptberuflicher Bergführer im Salzburger Saalachtal – und darüber hinaus, etwa bei Expeditionen in Zentralasien. Und obwohl, oder vielleicht gerade weil Markus schon so viel von der Welt gesehen hat, kommt er am Liebsten wieder hierher zurück. 

„Meine Großmutter war eine Bergnarrische“, sagt Markus und trinkt lächelnd einen Schluck von seinem Häferlkaffee. „Sie war Köchin auf einer Schutzhütte und immer gerne in den Bergen unterwegs. Wahrscheinlich habe ich die Begeisterung für die Berge von ihr geerbt.“

Wir treffen Markus in einem Gasthaus in Weißbach bei Lofer, nur wenige Meter vom Klettersteig „Zahme Gams“ entfernt. Etwas früher am Tag haben wir dabei zugesehen, wie sich Markus Tritt um Tritt, Haken um Haken an der Wand nach oben gearbeitet hat. Flink und behände wie eine Gämse. Kein Wunder: Markus ist so etwas wie der Vater der „Drei Gämse“, dem Klettersteig-Trio direkt im Bergsteigerdorf Weißbach. Die „Zahme Gams“ ist perfekt für Einsteiger geeignet, die „Weiße Gams“ erfordert mit Schwierigkeitsgrad D schon etwas mehr Können. Und bei der „Wilden Gams“ kommen in Schwierigkeitsgrad E-F absolute Klettersteig-Profis auf ihre Kosten. „Die Wilde Gams zählt zu den schwierigsten Klettersteigen in ganz Österreich“, erklärt uns Markus, der Ideengeber und Hauptinitiator der Klettersteige war. „Lohnenswert sind aber alle drei – die Aussicht ist einfach fantastisch“, ergänzt Markus mit glänzenden Augen.

Das ganze Jahr in den Bergen unterwegs

Noch liegt Schnee in den höheren Lagen des Salzburger Saalachtals, doch Markus ist in Gedanken bereits bei der kommenden Sommersaison. „Anfang Mai geht’s los mit den Klettersteigen“, erklärt er. „Und je nach Witterung kann man dann bis Ende November Klettersteig-Touren absolvieren.“ Markus selbst ist das ganze Jahr über draußen unterwegs. Die Berge sind seine Heimat und sein Arbeitsplatz. „Es gibt selten Tage, an denen ich zuhause auf der Couch liege“, lacht Markus. „Wenn ich nicht beruflich unterwegs bin, dann geh ich mit meiner Frau Sigi und unseren zwei Töchtern raus in die Natur. Die Mädels sind beide wilde Skifahrerinnen und Klettersteig-Geherinnen.“ Markus hat nicht nur von seiner „bergnarrischen“ Oma, sondern auch von seinem Vater die Faszination für die Berge geerbt. „Mein Vater war mit mir und meinen beiden Brüdern sommers wie winters in den Bergen“, erinnert sich Markus. „Er war zwar kein Bergführer, aber ein leidenschaftlicher Bergsteiger. Wir haben alles unsicher gemacht. Erst hinauf auf die Hütte und dann sind wir Steine suchen gegangen. Deshalb wollte ich in frühester Kindheit entweder Kristallsucher oder Bergführer werden.“

Bergführer, Skilehrer und Doppel-Europameister

Markus ist schon viel herumgekommen auf der Welt. Weil seine Eltern zehn Jahre in Australien lebten, ist er auch dort geboren und kam mit zwei Jahren zurück nach Österreich. Nach dem Bundesheer bei den Gebirgsjägern nahm der Gedanke, den zivilen Bergführer zu machen, erstmals konkret Gestalt an.

„Zuerst habe ich aber dann noch die Prüfung zum staatlichen Skilehrer gemacht“, erklärt Markus, der heute auch Ausbildungsleiter für die Skiführerausbildung in Österreich ist und selbst zweifacher Europameister im Formations-Skilauf. „Da hat dann mein damaliger Ausbildner gefragt, ob wir uns eh bei der Bergführerprüfung auch sehen.“ Markus grinst. „Dann habe ich gleich den hauptberuflichen Weg gewählt. 1993 war das. Zuerst war ich hauptsächlich für Alpinschulen im Einsatz, dann sind die ersten Stammgäste gekommen. Und danach war es eigentlich ein Selbstläufer.“

„Ich wüsste nicht, warum ich nicht hierbleiben sollte“

Er war mit Gästen auf bis zu 6.000ern, in Zentralasien, China, Afrika. Manche Expeditionen dauern bis zu fünf Wochen. „Ich bin einfach gerne mit Leuten in den Bergen unterwegs“, erklärt Markus. „Aber dabei zählt nicht die Höchstleistung, das Schwierigste und Weiteste. Sondern einfach das Unterwegssein. Die Vielfalt ist dabei für mich das Schöne.“ Deshalb war er bis auf die Antarktis schon überall, so Markus. „Ich genieße es, unterwegs zu sein. Aber ich bin immer wieder froh, wenn ich nach Hause komme. Wenn ich dann über das Saalfeldener Becken reinfahre, die Berge sehe, das ist einfach herrlich.“ Markus lehnt sich zurück, trinkt den letzten Schluck seines Kaffees und lächelt. „Ich wüsste nicht, warum ich nicht hierbleiben sollte.“

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