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Wasser & Klang: Fackelwanderung mit Kindern zur Seisenbergklamm

Die Erlebnsireiche Nachtwanderung im Salzburger Land

Eine mystische Fackelwanderung für die ganze Familie. Abendlicher Ausflug, untermalt mit heimischen Klängen der Weisenbläser, in die Seisenbergklamm.

In der jüngsten Eiszeit formten riesige Gletscher das Salzburger Saalachtal zu dem heutigen Trogtal. Enorme Eispanzer überzogen die gesamte Region und die langsam mahlende Bewegung des Eisstroms modellierte die Berge und Täler. Mit der einsetzenden Eisschmelze wurden später unglaubliche Wassermassen freigesetzt und auch der Weißbach schürfte mit stetigem Druck seinen Weg durch das Felsgestein. So entstand über Jahrtausende das imposante Naturdenkmal und beliebte Ausflugsziel Seisenbergklamm in Weißbach. 

Mein Auto parke ich im Ortszentrum des idyllischen Bergsteigerdorfs Weißbach und schlendere gemütlich die wenigen Gehminuten zum Eingang der Seisenbergklamm. Ich spaziere entlang der markanten Felsplatten der Klettergärten, wo die letzten Kletterer gerade ihre Seile einholen. Über einen malerischen Gehweg entlang der Felswand erreiche ich nach kurzer Zeit den Eingang zum Naturdenkmal. Die mächtigen Kräfte des Wassers haben sich nach der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren hier ihren Weg durch den harten Kalkstein gegraben und so die Seisenbergklamm erschaffen. Unzählige Besucher haben sich seit dem Jahr 1831, als die Klamm erstmals für Besucher begehbar gemacht wurde, von den tosenden Wassermassen begeistern lassen. Für mich steht heute allerdings ein besonderes Angebot dieses Ausflugsziels am Programm: eine Fackelwanderung durch die Klamm in der nun langsam hereinbrechenden Nacht. 

Erlebnisreiche Nachtwanderung für Familien und Naturliebhaber

Eine bunt gemischte Truppe hat sich am Eingang schon zusammengefunden: Erwachsene, Kinder, Bergfexe und Spaziergänger. Von Anfang Juni bis Mitte September veranstaltet der Naturpark Weißbach jeden Mittwoch unter dem Motto „Wasser und Klang“ eine erlebnisreiche Nachtwanderung mit Weisenbläsern durch die Klamm. Zwei Guides vom Naturpark Weißbach nehmen uns herzlich in Empfang und auf geht’s! Unsere Naturparkführerin erzählt schon nach den ersten Höhenmetern Wissenswertes zur Entstehung und Nutzung der Klamm. Sie erklärt uns anhand der hier sprießenden Pflanzen den Lebensraum Schluchtwald und verrät natürlich auch die Legende vom Klammgeist. Zwei Weisenbläser der Trachtenmusikkapelle Weißbach sorgen für die musikalische Begleitung dieser Wanderung und marschieren schon mal vor, um sich an malerischen Plätzen mit ihren Blasinstrumenten aufzustellen.

Transportweg der Holztrifter


Aus den Erzählungen der Naturparkführerin erfahren wir, dass um 1831 mutige Holzknechte die Seisenbergklamm nutzten, um die oberhalb des Klammausgangs gefällten Holzstämme über den Wasserweg ins Tal zu transportieren. Entlang des verwinkelten und engen Wasserlaufs stachen die Holztrifter mit langen Triftstangen ins Wasser um verkeilte Stämme freizubekommen und fortspülen zu lassen. Für diese gefährliche Arbeit zimmerten sie hölzerne Stege in die engen Schluchten. Die Fundamente dieses ursprünglichen Holztriftwegs sind von den neuen Steganlagen aus noch immer sichtbar. „Das Holztriften war eine besonders gefährliche Arbeit, die zu dieser Zeit auch nur unverheiratete, starke Burschen verrichten durften“, hören wir und beim Blick auf die tosenden Wasserstrudel tief unter uns denken wir ehrfürchtig an diese mutigen Arbeiter zurück.

Seltene Strudeltöpfe in der Seisenbergklamm 

In der Dämmerung bewegen wir uns Schritt für Schritt über solide Holzstege und Treppen durch diesen ursprünglich von der Natur geschaffenen Besuchermagneten im Salzburger Saalachtal. Vorbei an zischenden Wasserfällen und hoch über dem wild sprudelnden Wasser führt der Weg über 600 m Länge hinein in die Klamm. Die Luftfeuchtigkeit ist durch die permanente Gischt hoch und das Sonnenlicht findet nur spärlich durch die steil aufragenden Felswände in die Klamm. 

Diese Kombination hat hier eine besondere Vegetation gedeihen lassen, die an einen dunkelgrünen Dschungel erinnert. Staunend betrachten wir die teils seltenen Pflanzen, als unsere Führerin uns auf die einzigartigen Kolke hinweist, die man im Felsbett des Wassers gut erkennt. Sie erklärt: „Diese kreisrunden Strudeltöpfe im harten Fels wurden über tausende Jahre von der unbändigen Kraft des Wassers ausgespült.“ 

Wo der Klammgeist munter poltert

Nach dem ersten Teil der Wanderung scheinen die Felswände noch etwas enger zusammenzurücken und das Wasser noch um einiges lauter zu tosen, denn wir betreten jetzt die „Dunkelklamm“. Auf diesem Abschnitt, den wir auch aufgrund der Dunkelheit ganz langsam passieren, muss ich schon ab und zu Kopf und Schultern einziehen, um durch die engen Felsdurchgänge zu passen. Ich kann gut verstehen, dass die ehemaligen Holztrifter bei ihrer Arbeit das wilde Poltern einem Geist zuschrieben. Die Naturparkführerin erzählt uns gern die Legende des Klammgeists, die hier vor vielen Jahren entstand. „Furchtlos waren die Triftknechte damals eigentlich schon. Doch im Poltern und Wüten des Wassers schienen sie immer wieder Stimmen zu hören. ,Holt’s mi aussa’ – also ,Holt mich raus!’ – entnahmen sie dem Tosen des Wassers und erblickten eine unheimliche und außergewöhnlich große Baumwurzel. Vergeblich versuchten die Burschen diese Wurzel mit den Stangen freizubekommen. Erst mit dem nächsten Unwetter zog der Wasserdruck das Ungetüm bis in den Ort, wo der Pfarrer dieses kräftig mit Weihwasser besprengte. Ein Knecht sollte die Wurzel zerteilen, doch das Holz war einfach zu hart. Als am nächsten Tag die Wurzel plötzlich verschwunden war, hieß es, dass das Weihwasser des Pfarrers den Wurzelgeist erlöst habe.“

Man sieht der Gruppe an, dass auf dem restlichen Weg durch die „Dunkelklamm“ alle in Gedanken beim Klammgeist und den mutigen Knechten sind, denn schweigsam werden die nächsten Minuten zurückgelegt. Nachdem wir zwischen den engen Felswänden wieder ins dämmrige Abendlicht hervorkommen wird die Klamm etwas sanfter und idyllischer. Am höchsten Punkt der Klamm rasten wir und besonders die Kinderaugen beginnen nun zu leuchten. Denn von den Guides werden nun die Fackeln aus den Rucksäcken geholt, an alle Teilnehmer ausgeteilt und entzündet. 

Leuchtende Kinderaugen 

Mittlerweile ist die Nacht über die Seisenbergklamm hereingebrochen und im warmen Schein der Fackeln begeben wir uns über die Holzstege zurück zwischen die engen Felswände. Auch wenn wir genau diesen Weg noch vor wenigen Minuten heraufgewandert sind, scheint er im Licht der Fackeln neue Perspektiven zu bekommen. Langsam und bedächtig tauchen wir nun auch wieder in die „Dunkelklamm“ ein und hier haben sich auch die Weisenbläser mit ihren Instrumenten eingefunden. In der Dunkelheit scheint das Wasser noch wütender zu tosen und gut hörbar poltern die Steine tief unter uns. Die Weisenbläser tauchen die Szenerie in ein mystisches Ensemble aus Klang und Lichterschein. Sanft lehnen sich die Weisenklänge gegen das kraftvolle Zischen des Wassers auf. Der weiche Feuerschein unserer Fackeln leuchtet diese Szenerie perfekt aus. „Ich hab Gänsehaut!“, meint jemand neben mir beeindruckt und ich kann nur zustimmend nicken. Ohren und Augen können sich nicht satthören und -sehen. Nur langsam setzen wir uns wieder in Bewegung und folgen nun den Weisenbläsern zurück zum Ausgangspunkt. 

Auf meinem Spaziergang zurück zum Auto habe ich immer noch dieses Bild vor Augen: leuchtende Kinderaugen, faszinierte Blicke der Erwachsenen, warmer Fackelschein und eindringliche Melodien, die von schroffen Felsen zurückgeworfen werden. „Ich denke, ich muss dem Klammgeist der Seisenbergklamm schon nächsten Sommer wieder einen Besuch abstatten“, verspreche ich mir lächelnd. 

Zur Seisenbergklamm

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