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Bauernherbst – Zeit zum Hoamgeh

Almabtrieb von der Almenwelt Lofer

Maria und Martin Wimmer vom Götschenbauern in St. Martin nehmen uns mit auf ihren traditionellen Almabtrieb von der Almenwelt Lofer.

„Eigentlich war ich mal Schuhverkäuferin“, lacht Maria Wimmer, während draußen leichter Regen ans Fenster klopft, „doch mich hat es vor Jahren für eine Saison als Almerin in den Pinzgau verschlagen. Prompt habe ich mich nicht nur in die Landschaft, sondern auch in meinen heutigen Mann Martin verliebt.“ Hoch oben am Berg in ihrem urig-gemütlichen Kaser nutzt die 30-jährige Bäuerin vom Götschenhof in St. Martin den Regentag für die Vorbereitungen zum jährlichen Almabtrieb, und erzählt, wie es sie von Garmisch in Bayern ins Salzburger Saalachtal verschlagen hat. „Ich wollt immer schon in der Natur und mit Tieren arbeiten – so habe ich mir meinen Kindheitstraum, ein Leben wie Heidi, erfüllt. Und ich liebe Geißen. Ich hatte schon meine eigene kleine Herde, die mit mir auf den Götschenhof kam, als ich Martin heiratete.“

Jeden Tag im Almsommer fährt Maria gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Anni gleich in der Früh und abends vom Hof im Tal auf den Kaser unterhalb des Schönbühels in der Almenwelt Lofer. Manchmal sind auch ein paar ihrer Geißen mit dabei, die Lust auf einen kleinen Berg-Ausflug haben. „Die springen auf die Ladefläche des Pickups und wollen kurz mal Almluft schnuppern. Abends fahren sie dann wieder mit uns runter. Wir melken unsere 12 Milchkühe, alles reine Pinzgauer Rinder und bis zu acht schweren Kannen mit Bio-Heumilch tragen wir dann zum Auto und liefern sie ins Tal für den Weitertransport zur Pinzgauer Molkerei. Jetzt am Ende des Almsommers spüren unsere Kühe schon langsam, dass der Abschied von der Loferer Alm naht. Für mich ist es dann allerhöchste Zeit, alles für den traditionellen Almabtrieb vorzubereiten. Wie eben heute gerade das Ausbessern der Furkeln“, meint sie und hält das farbenprächtige Gebilde in die Höhe.

Die Furkeln, so nennt man den aufwändig gestalteten Kopfschmuck der Kühe, der sie beim Heimgang ins Tal schmückt. Dieser Zierbuschen aus aufgebogenen Fichtenästchen wird mit allerlei Papierblumen, Krepp-Bändern, Latschen- und Tannenzweigen und farbigen Holzsternen geschmückt und zwischen den Hörnern der Kühe platziert. „Den ganzen Almsommer über arbeite ich an den Furkeln – meist an Regentagen, wenn draußen nicht viel zu tun ist. In einer Woche geht´s heim. Darum werde ich schon heute allen Kühen für ein paar Minuten zur Probe ihre Furkeln aufsetzen, damit sie sich in Ruhe an den ungewohnten Schmuck gewöhnen können. Auch die Glocken hänge ich ihnen jetzt schon allen mal um, denn heroben auf der Alm trägt normalerweise nur unsere Leitkuh Ricki eine Glocke.“

Zeit zum Aufbruch

Im Stall ist es ganz ruhig. Nur Marias sanfte Stimme und leises zustimmendes Muhen ist zu hören. Heute ist es soweit. Draußen warten schon die traditionell in Lederhosen und Dirndl gekleideten Treiber und Helfer bei einer Brettljausn auf den Aufbruch, doch erst müssen die Kühe noch fertig aufgekranzt werden. „Wir sind immer froh, wenn wir die Kühe fürs Heimgehen schmücken dürfen. Denn nur nach einem unfallfreien Almsommer – am Berg und am Hof, bei Tier und Mensch – wird geschmückt. Heute sind auch meine Geißen mit dabei, die beim Almabtrieb natürlich auch mitgehen“, erklärt Maria, während sie ruhig Kuh für Kuh die Furkeln in Position bringt. Alle Kühe lassen sich das Schmücken gern gefallen – speziell die älteren Kühe kennen das Procedere ja schon. Milka, eine junge Milchkuh, wiegt anfangs noch etwas skeptisch ihr Haupt und Maria lacht: „Milka hat einen speziellen Charakter. Sie macht immer gern ihr eigenes Ding.“

Schnell hat sich aber auch die vierjährige Kuh an ihre Furkel und die bunt geschmückte Glocke gewöhnt und nun gibt es fast kein Halten mehr. Schnell sind alle Treiber auf Position – auf fast jede Kuh kommt ein Treiber, denn hier helfen natürlich Familie und Freunde zusammen. Jeder Helfer nimmt seinen geschmückten Treiber-Stock und Maria befestigt noch schnell die festlichen Gestecke auf den Hüten. Dann geht es auf Kommando von Martin los zum Almabtrieb.

Fast 12 Kilometer liegt vor dem Tross, der immer größer wird, je näher er dem Tal kommt. Zahlreiche Wanderer und Zaungäste schließen sich dem Almabtrieb an und begleiten Maria, Martin und die Treiber mit den Kühen heim. Allen voraus marschiert Ricki, die Leitkuh, die den Weg nach den vielen Almsommern schon kennt. Beim Gasthof Loderbichl ist das Hoamfahrerfest schon im vollen Gange. Die geschmückten Kühe werden freudig begrüßt, es wird fotografiert und gewunken. Maria strahlt: „Alle freuen sich, wenn wir kommen. Es ist einfach schön, wenn unsere Almarbeit solche Anerkennung erfährt.“

Das Highlight für alle ist das Bauernherbstfest in St. Martin. Hier geht es mit den Kühen mitten durch und besonders für Touristen sind die festlich geschmückten Pinzgauer Rinder ein wundervoller Anblick. Nach zweieinhalb Stunden kommt der Almabtrieb nun endlich am Götschenhof in St. Martin an. Gleich kommen die Kühe auf das Feld neben dem Hof und werden von den Furkeln befreit. Am Hof werden alle Helfer bei einem kleinen Hoffest zu Jause, Kaffee und Kuchen eingeladen. Es wird auf einen erfolgreichen Almsommer und guten Almabtrieb angestoßen. Fröhlich ziehen Maria, Martin und die Helfer noch weiter zum Bauernherbstfest in St. Martin, während die Kühe zufrieden auf der heimischen Weide grasen.

Übrigens, wusstet ihr schon, …

  • dass die Kühe meist von selbst schon wissen, dass es bald losgeht, sobald die herbstlichen Nächte kühler werden.
  • dass das Aufkranzen beim Almabtrieb nur dann stattfindet, wenn der Sommer am Hof und auf der Alm unfallfrei war.
  • dass mit dem Almabtrieb die Almarbeit für den Bauern noch nicht vorbei ist. Danach werden die Almflächen beim Schwendtn von der Verbuschung befreit.
  • dass man die frischen Almkräuter in der Milch durchaus schmecken kann.
  • dass die Leitkuh den Almabtrieb stolz anführt.
  • dass Furkeln, Glocken und Glockenschmuck während des ganzen Sommers über in unzähligen Stunden vorbereitet werden.

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