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Canyoning

Oder auch Schluchtenwandern für Mutige

Die Urgewalt Wasser kann man bei einer Canyoning-Tour im Salzburger Saalachtal hautnah erleben. Wer sich in das tosende Wasser der Schluchten hineinwagt und unter Anleitung des Guides mutig Sprünge und Abseilstellen meistert, wird mit einem adrenalingeladenen Naturerlebnis im Salzburger Land belohnt.

Ich stehe am Rand des acht Meter hohen Felsens und das Tosen der wilden Wassermassen verschluckt alle Geräusche. Nur meinen Herzschlag, den kann ich spüren. Und zwar ziemlich schnell. Meine Zehenspitzen ragen schon über den Abgrund und mein vorsichtiges Ich zögert ob der Höhe und der schroffen Felsen, die den türkisfarbenen Wassertümpel unter mir säumen. Von den Lippen des Guides, der bereits mit meinem Mann und Sohn unten im Felspool auf mich wartet lese ich ab: „Spring!“. Ich schließe kurz die Augen, fühle das Adrenalin in meinen Adern rauschen. Ich öffne die Augen, konzentriere mich auf den Landepunkt in der Poolmitte und springe kraftvoll ab. „Juhuuuuuuuu!“, höre ich meine Familie noch jubeln, bevor ich ins sprudelnde Wasser eintauche. Und bereits unter Wasser breitet sich ein stolzes Grinsen auf meinem Gesicht aus. 

Doch zurück zum Anfang

Mein Mann und mein 14-jähriger Sohn sind sportliche Draufgänger und immer auf der Jagd nach einem Abenteuer. Natürlich auch im Urlaub im Salzburger Saalachtal! Ich mag es eher gemütlich und bequem und eine kleine Wanderung auf die Alm oder einen Spaziergang entlang der Saalach genieße ich so richtig. Doch bei einer Wanderung durch das Naturjuwel der Seisenbergklamm machte ich einen Fehler. Beim Betrachten der tosenden Wassermassen, die sich unter der Steganlage zwischen den engen Felsen kraftvoll ihren Weg ins Tal bahnen, meinte ich beeindruckt zu meinem Mann: „Wie sich das wohl anfühlt, wenn man diese enorme Kraft des Wassers hautnah in den Schluchten spürt?“ Er zwinkerte meinem Sohn nur verschwörerisch zu und sagte ganz beiläufig: „Das könnte man rausfinden.

Die Pfleger der Kulturlandschaft

“Heute Morgen kam die Überraschung. Die beiden haben uns heimlich für eine Familien-Canyoning-Tour angemeldet, und mit bereits gepackten Badesachen entführen sie mich zum vereinbarten Treffpunkt mit unserem Guide. Für aufkeimende Angst oder Nervosität bleibt mir keine Zeit. „Wir begehen heute eine wunderschöne, wasserführende Schlucht. Ihr werdet im Wildwasser schwimmen, euch über Wasserfälle abseilen, über acht Meter in glasklare Felspools springen und über natürliche Felsrutschen gleiten“, meint unser Guide voll Euphorie und fügt hinzu: „Die Tour verlangt Schwimmkenntnisse, Trittsicherheit, gute Fitness und eine Portion Mut!“ Meine beiden Männer nicken begeistert. Doch bei mir keimt nun doch etwas Unbehagen auf, denn das hört sich doch nach ganz großem Canyoning Abenteuer an.

Mit der perfekten Ausrüstung zum Canyoning in die Klamm!

In der sommerlichen Hitze schlüpfen wir in dicke Neoprenanzüge mit Kapuze, Helme und spezielle Canyoning-Hüftgurte. „Die brauchen wir zum Abseilen“, meint der Guide und schmunzelnd bemerkt er meinen angsterfüllten Blick. „Kein Grund zur Sorge – ich bin immer an eurer Seite und wenn euch der Mut ganz verlässt können wir sogar aussteigen aus der Tour.“ Beruhigt verfolge ich nun die weitere Einweisung. „Alles klar!“, denke ich. Langsam wird es warm im dicken Neopren und auch unsere Füße stecken nun in Neoprenschuhen, also sind wir froh, als wir uns endlich in Bewegung setzen und den kurzen Zustieg zur Klamm im Gelände zurücklegen.

Am Einstieg zur Tour heißt es erstmals ran ans Seil, denn ins Wasser gelangen wir durch eine kurze Abseilpassage. „Ich zuerst!“, ruft mein Sohn mit leuchtenden Augen und nur zu gern lasse ich ihm den Vortritt. Ich lenke mich inzwischen ab, indem ich die unglaublich grüne Vegetation hier in der Klamm bewundere. In dem feuchten Klima der Schlucht wachsen unzählige seltene Pflanzen. Sie verleihen diesem Ort ein dschungelartiges Aussehen. Meine Männer sind inzwischen schon johlend im Wasser angekommen und, gedanklich noch ganz beim Dschungel, stelle ich mir vor, wie Tarzan an der Liane hinunter in das wilde Wasser zu gleiten. Dieses Bild hilft, denn als ich nun – gut gesichert durch den Guide – den ersten Schritt nach unten mache, ist alles halb so wild. Mühelos steige ich an der feuchten Felswand nach unten und sogar ein kleiner Tarzan-Schrei entkommt unwillkürlich meinen Lippen. 

Endlich im Wasser

Nun bin ich unendlich froh über den Neoprenanzug, denn bis zu den Knien stehen wir beim Canyoning im eiskalten Wasser. Der kraftvolle Druck des zu Tal rauschenden Baches zerrt an den Beinen und vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen, um nicht weggespült zu werden. Hoch ragen die glatten Felswände neben uns auf und ganz oben kann ich den blauen Sommerhimmel sehen. Ich entspanne mich und genieße das Wandern durch die Schlucht. Als das Wasser tiefer wird bewegen wir uns schwimmend weiter. Das macht richtig Spaß und mit einem Blick auf meinen Mann und meinen Sohn sehe ich, die beiden sind hier beim Canyoning ganz in ihrem Element. Wir rutschen über natürliche Bahnen im glitschigen Fels, schwimmen und wandern, als es plötzlich laut wird. Ein Wasserfall stürzt vor uns in die Tiefe. „Hier werden wir uns noch einmal abseilen – beim nächsten kleinen Wasserfall springen wir!“, verkündet unser Guide. 

Ich blicke nach unten und alles was ich sehe ist wildes, sprühendes Wasser. Mein Sohn geht voran und ohne Probleme lässt er sich am Seil durch den Wasserfall nach unten. Mein Mann spricht mir Mut zu und so klinke auch ich mich ins Seil ein, und auf ein Zeichen des Guides stoße ich mich ab. „Mund zu!“, denk ich mir noch, als mich der Schleier des Wasserfalls gänzlich umfängt. Das Tosen wird ohrenbetäubend laut, und das nach unten stürzende Wasser zerrt an mir. „So fühlt es sich also an, Teil dieses wilden Elements zu sein“, kommt mir in den Sinn und ein Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit. Schon tauche ich mit den Wassermassen in den großen Felspool ein und mein Sohn reicht mir helfend die Hand, um zu einer ruhigeren Bucht zu gelangen. Seh ich da ein stolzes Funkeln in seinen Augen? „Na, der dachte wohl nicht, dass sich seine Mutter so was traut“, lache ich in mich hinein und schon sind wir vier wieder vereint.

Der große Sprung im Salzburger Land

Mittlerweile genieße ich die Tour richtig und gemeinsam schwimmen wir weiter durch die Schlucht. Unser Guide hilft uns an einer Stelle raus aus dem Wasser und erklärt uns, dass wir nun zum Höhepunkt der Canyoning-Tour kommen, dem Acht-Meter-Sprung. Schon ist es vorbei mit meiner Entspannung und meine Nackenhärchen stellen sich augenblicklich auf. Mein Mann drückt aufmunternd meine Hand und meint: „Du schaffst das!“. Auch mein Sohn nickt mir noch ermutigend zu und folgt dem Guide mit einem kraftvollen Sprung nach unten. Mein Mann zögert nicht lange und mit einem Freudenschrei springt er ab. Ich bleibe allein oben an der Felskante stehen. So sind wir wieder am Anfang dieser Geschichte angelangt und was soll ich sagen – ich hab mich getraut! Und das Gefühl, meine Angst überwunden zu haben kribbelt durch den ganzen Körper.

Mama, die coole Socke

Als ich nach dem Sprung in den türkisfarbenen Felspool in der Schlucht lachend auftauche, kommen mein Mann und mein Sohn angeschwommen, um mich stürmisch zu umarmen. „Mama, du coole Socke!“, meint mein Sohn, und mein Mann sieht mich einfach nur stolz an. „Wir hätten nicht gedacht, dass du solchen Spaß an dieser Tour findest, doch wir wollten dir deinen Wunsch erfüllen und zeigen, wie es sich anfühlt, wenn man hautnah am Wildwasser ist.“ Gemeinsam legen wir lachend den letzten Teil der Strecke zurück, schälen uns im Anschluss aus unseren Neoprenanzügen und hüpfen unter eine heiße Dusche. „So, jetzt lade ich euch mutige Helden zu einem feinen Essen ein, denn Wildwasser ist nicht nur kalt, kraftvoll und mitreißend – es macht auch unglaublich hungrig! Außerdem können wir dann gleich über eine Rafting-Tour in den kommenden Tagen sprechen“, verkündet mein Mann und mit stolzer Brust marschieren wir drei zurück in den Ort.

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