Fleissige Helfer des Christkinds
Vor zehn Jahren wurde die Bergweihnacht in Maria Kirchental erstmals veranstaltet. Seither zieht die besondere Atmosphäre dieses Ortes die Besucher magisch an. Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen dieses charmanten Adventmarktes – zu jenen Menschen, die dafür sorgen, dass er alle Jahre wieder ein unvergleichliches Erlebnis wird.
Maria Kirchental hat zu jeder Jahreszeit eine ganz besondere Ausstrahlungskraft, aber Anfang Dezember kommt noch der Zauber des Advents dazu. „Die Bergweihnacht ist kein herkömmlicher Weihnachtsmarkt. Die Menschen kommen so gerne her, weil es hier ursprünglich und besinnlich ist. Ein Christkindlmarkt wie man ihn sich vorstellt“, schwärmt Jasmin, die seit einigen Jahren am Stand vom Paulinger Hofladen Spezialitäten verkauft, die am Hof erzeugt werden. Dick eingepackt gegen die Kälte bietet sie Kostproben ihrer Produkte an. Einen Ofen gibt es nicht, aber sie hat sich eine isolierende Styroporplatte am Boden aufgelegt und trinkt viel heißen Tee um sich warm zu halten. „Voriges Jahr hatten wir an einem Tag minus 15 Grad, das war ziemlich hart“, gesteht die Mutter von drei kleinen Kindern, aber sie mache das trotzdem extrem gern. „Ich bin nicht nur ein leidenschaftlicher Fan von Weihnachten, ich liebe diese wunderbare Stimmung in Kirchental“.
Weihnachtslieder im Herbst
Wie die meisten Mitwirkenden des Adventmarktes startet sie mit den ersten Vorbereitungen bereits im Oktober, wenn der Bauernherbst langsam zu Ende geht. Obst und Kräuter sind geerntet, der Apfelsaft ist gepresst, jetzt heißt es mit der Planung zu beginnen und die ersten Vorbereitungen zu treffen. Dabei hilft ihr die langjährige Erfahrung, denn inzwischen kann sie gut einschätzen, wie viel gebraucht wird „Wir produzieren eben keine Massenware. Wenn etwas ausverkauft ist, dann hilft es nichts, dann gibt es das nicht mehr.“ Ihre beliebten Liköre, deren Sortiment sie jedes Jahr erweitert bzw. ändert, müssen nun angesetzt werden, damit sie bis Anfang Dezember richtig durchgezogen sind und ihren vollen Geschmack entfalten können. „Ich finde, Liköre passen gut zur Adventzeit und mir macht es Spaß, zu experimentieren“, erzählt Jasmin, während sie die großen bauchigen Weckgläser befüllt. Es gibt viele verschiedene Sorten zur Auswahl, mit klingenden Zutaten wie Wein, Honig, Kaffee, Bratapfel, Bier etc. Und weil‘s so gut zur Stimmung passt, hört sie dazu am liebsten Weihnachtslieder. Viele der Köstlichkeiten, die Jasmin in Kirchental anbietet, sind auch im Hofladen erhältlich, den sie zusammen mit ihrem Partner betreibt. Als Landwirt, Jäger und Metzger sorgt Peter für die deftigeren Sachen wie Hirschspeck, Gamswürste und Hirschleberstreichwurst. „Der Speck ist der absolute Renner bei der Bergweihnacht, er muss jetzt noch vier Wochen eingelegt werden“, schildert Peter, der das Wild selber erlegt und verarbeitet.
Vorbereitungen laufen auf Hochtouren
Ab Mitte November kommt dann Leben in die Backstube und es dreht sich alles nur noch um das heiß begehrte Kletzenbrot. Jasmin erzählt, dass sie immer wieder nach dem Rezept gefragt wird, aber dieses Geheimnis wird gut gehütet und nur in der Familie weiter gegeben. Dafür verrät sie bereitwillig, wie das köstliche Apfelbrot gemacht wird. Dass es so gut schmeckt könnte aber natürlich nicht nur an ihr, sondern auch an den eigenen Äpfeln des Hofes liegen. Wenn es eine reiche Ernte gab, werden diese auch für die winterliche Bratapfelmarmelade verwendet. Je näher die Bergweihnacht rückt, desto intensiver werden die Vorbereitungen. Kurz vor Beginn werden noch jene Produkte hergestellt, die möglichst frisch sein sollen, wie Kekse und gebrannte Mandeln. Aus Kräutern und Blumen von der eigenen Alm werden Tinkturen und Salben gemacht. Die Sachen werden liebevoll verpackt und mit hübschen Etiketten versehen. Auch für die beiden Omas, die fleißig Socken stricken und Lesezeichen häkeln beginnt nun der Endspurt. Mit der Spannung steigt zunehmend auch die Vorfreude.
Ein Jahr lang Bergweihnacht
Nicht nur Wochen oder Monate, sondern gleich das ganze Jahr dauern die Vorbereitungen für Elisabeth. Ohne die langjährige Mitarbeiterin des Salzburger Saalachtal Tourismus gäbe es die Bergweihnacht gar nicht. Sie war es, die vor zehn Jahren die glorreiche Idee zu dieser besonderen Veranstaltung hatte, weil sie selber eine starke Verbindung zu Maria Kirchental verspürt. Wie so viele Menschen zieht es auch Elisabeth sehr oft hierher, sie genießt den Kraftplatz zu jeder Jahreszeit. Vor allem im Winter, wenn der Schnee den ohnehin sehr ruhigen Ort in eine besonders friedliche Stille taucht, schätzt sie die Stimmung beim Pinzgauer Dom, wie er auch genannt wird. Kein Wunder also, dass sie hier ihre Idee eines kleinen, feinen Adventmarktes mit traditionellen, regionalen Produkten umsetzen wollte. Seither widmet sie sich dieser Aufgabe mit großer Leidenschaft. Gemäß dem Motto: Nach der Bergweihnacht ist vor der Bergweihnacht. Denn bereits im Jänner wird damit begonnen den kommenden Markt zu planen. Am wichtigsten ist dabei die Auswahl der Musikgruppen, die bei den Konzerten in der Kirche auftreten. Gleich zu Beginn des neuen Jahres werden auch wieder die Standler ausgesucht. Dabei legt sie größten Wert darauf, dass diese selbst gemachte, regionale Produkte anbieten.
Produkte wie Zuckerwatte kommen für sie nicht in Frage, das wird man in Kirchental vergeblich suchen. Stolz ist die Organisatorin auch darauf, dass der Markt ein zertifiziertes „Green Event“ ist, das heißt die entsprechenden Umwelt- und Nachhaltigkeitskriterien werden berücksichtigt. Ab Herbst kommt für Elisabeth die heiße Phase der Vorbereitung. Jetzt geht es um Details wie Marketing, Kinderprogramm, Taxishuttle und allgemeine Fragen der Organisation. Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit ihrem Kollegen Peter, der für die handwerklichen Aufgaben zuständig ist.
Es werde Licht
Für Peter und sein Team wird es ab Mitte November ernst. Als erstes beginnen die Männer mit einer besonders ehrenvollen Aufgabe – es geht in den Wald um die perfekten Christbäume zu holen. In Abstimmung mit dem Förster werden die schönsten Tannen ausgesucht, geschlagen und zurecht gestutzt. Am Vorplatz der Wallfahrtskirche erhalten sie dann ein neues, glitzerndes Dasein. Peter freut sich jedes Jahr auf den Augenblick, wenn die Lichterketten angebracht sind und die Christbäume in vollem Glanz erstrahlen. Das ist für ihn der Moment, wenn er die besinnliche Atmosphäre der Adventszeit spürt. Zuletzt werden die traditionellen Standln und extra angefertigten Holzhütten aufgebaut. Auch wenn die Mannschaft dabei schon einige Routine hat, ist es immer wieder eine Herausforderung, bis alles an seinem Platz steht und gut verankert ist. Am ersten Tag der Bergweihnacht treffen in aller Früh die Standler ein und es herrscht sofort emsige Betriebsamkeit vor dem Dom. Bis alles erledigt ist, wird es noch etwas hektisch, die Aufregung ist greifbar. Es werden noch ein letztes Mal die Kabel geprüft und die Aufstellung der Hütten kontrolliert. Gibt es noch Tannenzweige für die Dekoration, funktioniert die Technik für die Konzerte und wo sind eigentlich die Flügel für das Engerl?
Ein Engel beflügelt die Kleinen
Ja richtig, jetzt kommt noch eine der Hauptpersonen der Bergweihnacht ins Spiel. Für Nicole beginnt ihre Aufgabe nämlich erst heute. Die Studentin schlüpft in die Rolle eines Engels und übernimmt die Betreuung der jungen Besucher. Mit ihren langen Haaren und dem weißen Gewand halten sie manche Kinder zwar für das Christkind, aber das kann natürlich nicht sein, denn das ist ja bekanntlich unsichtbar. Daher einigte man sich auf die Berufsbezeichnung Engel. „Die Kinder strahlen förmlich, wenn sie mich sehen, manche wollen mich umarmen und fragen, ob sie meine Flügel streicheln dürfen, das ist so rührend,“ erzählt die angehende Pädagogin. „Ich helfe ihnen dann Briefe an das Christkind zu schreiben. Das ist der tollste Job den man sich vorstellen kann“, schwärmt sie begeistert. Es wird auch gemeinsam gebastelt und sie liest den Kindern Geschichten vor. Besonders begehrt bei den Kleinen ist ein Foto mit dem zauberhaften Wesen, das natürlich bereitwillig für jedes Erinnerungsbild posiert. Ihre Schützlinge seien in der Regel total brav und ehrfürchtig, aber ein kleines Hoppala habe sie voriges Jahr in Verlegenheit gebracht, berichtet Nicole schmunzelnd: „Ein Bub im Volksschulalter hat mich angestarrt und gemeint, Dich gibt es gar nicht!‘. Zuerst wusste ich gar nicht was ich sagen soll, mit so etwas rechnet man ja nicht. Ich hab‘ ihm dann geantwortet, dass jeder glauben kann was er glauben will.“ Aber selbst der Traumjob hat einen Wermutstropfen – man muss dafür immerhin den ganzen Tag in der Kälte stehen. Nicole weiß sich aber zu helfen. Sie trägt unter ihrem Engelsgewand nicht nur Skihose und Anorak, sondern hat voriges Jahr erstmals beheizbare Schuhe ausprobiert. „Das hat super geholfen, man lernt ja jedes Jahr dazu“, strahlt die Studentin.
Für gutes Gelingen gesorgt
Wenn die Eröffnung der Bergweihnacht näher rückt, beruhigt sich die Stimmung und es kehrt Ruhe ein auf dem Platz vor dem Dom. Die Holzscheite in den Feuerschalen werden angezündet, sie knistern und verströmen Behaglichkeit. Die Anwesenden stärken sich jetzt noch gemeinsam mit einer guten Jause für den Tag, denn in den kommenden Stunden hat kaum noch jemand Zeit zum Essen. Viele Menschen helfen zusammen, damit die Bergweihnacht im Salzburger Saalachtal Jahr für Jahr die Menschen erfreut und auf Weihnachten einstimmt. Während sich Jasmin und die anderen Standler um die Wünsche der Besucher kümmern und Nicole Kinderaugen zum Strahlen bringt, sind Elisabeth und Peter die guten Geister des Marktes, die unter anderem darauf achten, dass die Feuer brennen, genügend warme Decken bereit liegen und der Platz sauber bleibt. Und ein gemütlicher „Hoagascht“ mit den Besuchern geht sich zwischendurch natürlich auch immer aus. Für die Mitwirkenden sind diese Tage mehr oder weniger besinnlich, aber sie alle freuen sich, zum Gelingen der Bergweihnacht beizutragen.