„Im Naturpark Weißbach komme ich zur Ruhe“
PAUSENGESPRÄCHE
Astrid Schwaiger und ihre Familie haben in Weißbach ihr Zuhause gefunden. Wenn sie eine Pause vom Alltag braucht, wandert Astrid durch den Naturpark Weißbach, sammelt Wildkräuter oder genießt einfach den Ausblick auf die majestätische Bergwelt. Wir durften sie zu ihrem Lieblingsplatz begleiten.
Als wir bei der kleinen Hütte ankommen, ist es früher Nachmittag. Die Sonne steht noch hoch am Himmel und schickt ihre Strahlen über die imposanten Berggipfel. Wir umrunden die kleine Hütte, von deren Dach das Tauwasser tropft. Der Baum nebenan ist voller Palmkätzchen, die sich im Wind wiegen. Es ist nicht zu übersehen: der Frühling steht vor der Tür. Doch noch sind die Wiesen von einer glitzernden Schneeschicht bedeckt. „Hier oben ist es zu jeder Jahreszeit schön, aber im Frühling ganz besonders“, sagt Astrid und lächelt. Die Weißbacherin hat es sich mit einer Tasse Tee auf der Bank hinter der Hütte gemütlich gemacht. Von der kleinen Holzveranda aus hat man einen herrlichen Blick auf das Birnhorn – dem mit 2.634 Metern höchsten Berg der Leoganger Steinberge. „Immer dann, wenn ich eine Pause brauche und etwas nur für mich tun möchte, komme ich hierher in den Naturpark“, sagt Astrid. „Ich spaziere dann den Weg nach Pürzlbach herauf bis zu einer großen Wiese. Dort gibt es einen Wasserfall, der ist wunderschön. Das ist mein Kraftplatz, hier komme ich zur Ruhe.“
„Hier können die Kinder Kind sein“
Die Hütte, bei der wir Astrid treffen, ist nur einen Katzensprung von diesem Platz entfernt. Astrid hat sie von einem Landwirt aus dem Ort gepachtet und kommt mit ihrer Familie so oft wie möglich hierher. „Ich bin vom Ort aus in zehn Minuten da – manchmal fahr ich auch nur für eine Stunde herauf“, erzählt Astrid. Um nach Pürzlbach zu gelangen, zweigt man von Saalfelden kommend vor der Ortseinfahrt Weißbach rechts ab und folgt dem Weg nach Hintertal. „Im Winter wandere ich mit den Schneeschuhen zur Hütte. Meistens sind auch meine zwei Kinder dabei – die Kids lieben die Berge und besonders die Wege und Wiesen rund um Pürzlbach“, sagt Astrid. „Hier können sie sich richtig austoben, können Kind sein. Im Winter fahren sie mit dem Schlitten und im Sommer spielen sie auf der Wiese. Meistens kommen die Kinder der Landwirte noch dazu, dann ist das ein ganzer Haufen“, lacht Astrid, und fügt hinzu: „In Weißbach ist es ganz normal, dass die Klein und Groß miteinander spielen. Das ist einfach schön. Und es war einer der Gründe, warum wir uns in Weißbach verliebt haben.“
„So wollten wir auch leben“
Seit fünf Jahren lebt Astrid mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern mittlerweile im beschaulichen Ortszentrum von Weißbach. Die gebürtige Uttendorferin wohnte viele Jahre in Saalfelden, doch dann kam der Wunsch nach einer Veränderung. „Wir sind hier nach Weißbach gekommen, haben ein paar Runden durchs Dorf gedreht und Infos eingeholt“, erzählt Astrid. „Die Entscheidung ist dann schnell gefallen, weil wir gleich begeistert waren. Weißbach ist klein und fein. Mit etwas über 400 Einwohnern ist es die kleinste Gemeinde im Bundesland Salzburg und gleichzeitig die energieeffizienteste. Die Menschen hier halten zusammen, helfen einander. Das hat uns gefallen, so wollten wir auch leben.“
Verliebt in das Bergsteiger- und Naturpark-Dorf
Auch die Tatsache, dass Weißbach Bergsteigerdorf und Naturpark-Gemeinde ist, kam Astrid und ihrer Familie sehr entgegen. „Die Weißbacher Volksschule ist seit 2012 eine Naturpark-Schule“, erklärt Astrid. „Das heißt, in dieser Schule wird die Naturpark-Philosophie gelebt – die Kinder lernen also besonders viel zu unserer Natur und wie man sie schützt. Sie machen sehr viele Projekte draußen im Freien und lernen unter der Leitung vom Naturpark-Geschäftsführer, unsere Natur spielerisch kennen.“ Einen wichtigen Stellenwert nimmt in der Naturpark-Gemeinde Weißbach auch die Brauchtumspflege ein, sagt Astrid. „Bei Festlichkeiten treten der Kindergarten und die Schule geschlossen auf. Das wird hier noch richtig gelebt. Jeder hilft mit, tut seines dazu, dass es funktioniert. Als wir hier ankommen, als ‚Zugereiste`, wurden wir sehr herzlich empfangen. Für mich und meine Familie ist es in Weißbach sehr lebenswert.“
Eine Artenvielfalt, so wie früher
Vor ihrer Terrasse hat Astrid einen kleinen Kräutergarten angelegt. Hier wächst ein Teil der Kräuter, die sie für Teemischungen, Salben oder Kräutersalze verwendet. „Die Wildkräuter, die hier wachsen, findet man unten im Tal gar nicht. Ob Arnika, Johanniskraut oder Quendel – man muss nur auf den Boden schauen.“, sagt Astrid und lächelt. „Im Naturpark gibt es noch artenreiche Almwiesen mit vielen Insekten. Das ist etwas Besonderes im Salzburger Land.“ Einen Teil ihrer Schätze verkauft Astrid im kleinen Naturpark-Kräuterladen im Dorf. Apropos Schätze: Der Naturpark Weißbach ist für die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Deshalb ist das Symbol des Naturparks auch der seltene Apollofalter, der besondere Standort- und Nahrungsansprüche hat, die er hier findet.
Die Schönheit schützen
„Viele Landwirte säen bestimmte Wildkräutermischungen aus, damit eine artenreiche Wiese entstehen kann, keine reine Fettwiese“, erklärt Astrid. „Das sind alles kleine Mosaiksteine, die sehr wichtig sind für den Erhalt des Paradieses, das wir hier haben. Und es ist schön, dass das so gut funktioniert und alle mitmachen, das ist ja nicht selbstverständlich.“ Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Menschen hier mit dieser Schönheit aufwachsen und mit dem Wunsch, sie zu schützen, sagt Astrid. „Und das gibt man dann seinen Kindern weiter und die wieder ihren Kindern. So soll das sein.“ Langsam wird es kühler, der Wind hat aufgefrischt. Ehe wir´s uns versehen, verschwinden die letzten Sonnenstrahlen hinter den Bergspitzen. Astrid hat sich eine Jacke übergezogen. Für uns wird es schön langsam Zeit für den Heimweg. Astrid wird noch ein wenig bleiben. Und den Tag an ihrem Kraftplatz so lange wie möglich auskosten.