Klettergärten in „Perfect Shape“
Sanierung der Kletterrouten im Salzburger Saalachtal
Das Bergsteigerdorf Weißbach im Salzburger Saalachtal genießt einen ausgezeichneten Ruf in der internationalen Kletterszene, die hier in den Ausläufern des Steinernen Meers 15 Klettergebiete mit je 10 bis 50 Routen in unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden findet. Spielerische Kraxlerei für die ganze Familie und Anfänger, abwechslungsreiche Routen für ambitionierte Kletterer aber auch schwere und schwerste Touren für Felsprofis.
Ein echter Felsprofi ist auch der Local Manfred Neumayr, der die Sanierung dieses Klettergebiets überwacht. Der Mittelschullehrer ist Bergführer und klettert selbst seit 30 Jahren im Saalachtal. So kam es, dass Manfred Neumayr von der Gemeinde Weißbach für die Sanierung der Kletterrouten im beliebten Bergsteigerdorf engagiert wurde. Sicherheit ist beim Klettern oberstes Gebot. Das bedeutet nicht nur, dass man sich auf seinen Kletterbuddy zu 100% verlassen muss, auch verlangt das Felsklettern auf ausgewiesenen Sportkletter-Routen eine regelmäßige Überprüfung der fix installierten Haken und Umlenker.
Manfred, du rückst also mit deinem Werkzeug aus, um für Sicherheit auf den Routen zu sorgen?
Nein, nicht ganz. Allein wäre das undenkbar! Viel mehr organisiere und koordiniere ich ein 30-köpfiges Team von Freiwilligen, die gemeinsam mit mir die Sanierung der einzelnen Klettergärten rund um Weißbach übernehmen. Sie alle klettern seit vielen Jahren im Fels, verfügen über Erfahrung im Sanieren von Routen und haben einen speziellen Bohrkurs beim Alpenverein absolviert. Mit viel Herzblut sorgen sie gemeinsam mit mir dafür, dass alle Routen in perfektem Zustand sind.
Was genau ist an den Kletterrouten zu tun?
Im Jahr 2016 übernahm der Tourismusverband die Halterfunktion der Klettergebiete und begann mit einer ersten grundlegenden Sanierung. Seit 2019 ist die zweite Sanierungswelle nun im Laufen. Der Naturpark Weißbach umfasst zahlreiche historisch gewachsene Klettergärten, 12 davon sind im Tiroler Projekt „Climbing Paradise“ eingegliedert. Das entspricht rund 350 bis 400 Touren. Generell sind die Klettergebiete der Region sehr gut in Schuss, doch wir wollen, dass sie allen Sicherheitsnormen entsprechen. Wir überprüfen daher nicht nur alle Bohrhaken und Umlenker am Routenende, sondern prüfen auch die Zustiege und den Fels selbst auf etwaige Gefahrenstellen.
Wie sieht ein Arbeitstag aus?
Die Sanierung ist nicht ganz ungefährlich und verlangt viel handwerkliches und seiltechnisches Knowhow. Zudem wiegt unser Arbeitsrucksack selten unter 25 Kilo und das ganze Equipment muss von den Saniereren zu Fuß über die Zustiege zu den Kletterrouten getragen werden. Die Sanierer wählen selbst, welche Route sie sanieren möchten und tragen dies auf unserer Online-Plattform ein. Danach fassen sie im Lager das nötige Material und Werkzeug aus. Manchmal arbeiten wir allein, doch lieber zu zweit, oder sogar im Trupp.
Denn dann kann man bei den schweißtreibenden Bohrarbeiten auch zwischendurch mal eine Pause einlegen und die Sicherung der Kollegen am Seil übernehmen. Und wehe, man hat ein Werkzeug vergessen… Denn dann ist man den ganzen Zustieg umsonst hinaufgewandert. Das ist auch mir schon mal passiert, dass ich fix fertig am Seil an der zu sanierenden Route hing und dann bemerkte, dass der Bohrer oder die Akkuflex es nicht in den Arbeitsrucksack geschafft hat.
Ihr macht also das Klettern sicher?
Wir sorgen für die Erfüllung der Standards und bereinigen Mängel. In einer jährlichen Begehung kontrollieren wir auch den Fels auf Auffälligkeiten und lose Felsschuppen. Diese werden beseitigt oder festgeklebt. Zur Begutachtung begleitete uns der Salzburger Landesgeologe auf der Besichtigung, und er hat dem Klettergebiet ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt. Die Klettergärten sind zum Großteil in sehr gutem Zustand. 95 % der Haken sind top und etwa 100 Umlenkstände werden gerade nachgearbeitet, um auch hier auf Norm-Status zu kommen. Die Sanierung ist ein dauerhafter Prozess, der noch Jahre in Anspruch nehmen wird. Doch das Felsklettern ist und bleibt ein Outdoorsport – in der freien Natur kann immer Unvorhergesehenes passieren. Also appellieren wir an die Eigenverantwortung der Kletterer, vor jeder Begehung den Fels und das Material selbst auf Gefahren zu beurteilen.
Für wen sind die Kletterrouten geeignet?
Eigentlich gibt es hier Routen für alle Leistungsstufen. Kinder und Familien kraxeln in leichten Einsteigerrouten mit kurzen Zustiegen. Fortgeschrittene Kletterer finden hier ein echtes Paradies an abwechslungsreichen Routen. Und auch versierte Kletterer der oberen Schwierigkeitsgrade werden hier in Weißbach nach einem erfüllten Tag an der Wand ein breites Grinsen im Gesicht haben. Für das Aprés-Klettern trifft man sich dann gemütlich in den Lokalen von Weißbach zum Energie-Auftanken und gemütlichen Austausch von Kletter-Stories.
Was motiviert die Helfer, ihre Freizeit in die Sanierung der Routen zu stecken?
Das Bergsteigerdorf Weißbach hat einen Top-Ruf als Klettergebiet. Das wollen wir erhalten und forcieren. Und dazu müssen gewisse Sicherheitsstandards erfüllt werden. Und natürlich sind alle Locals, die hier mithelfen, selbst leidenschaftliche Kletterer und nach der Sanierung einer Route freuen wir uns immer selbst am meisten darauf, die Route „in perfect shape“ zu klettern. Und das gehört als Endkontrolle auch natürlich zu unserer Arbeit dazu.