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„Der Kühkranz ist mein Kraftplatz“

PAUSENGESPRÄCHE

Wenn er eine Pause braucht, geht er auf den Kühkranz, sagt Jörg Zisler. Dort kann der Genusswirt aus Weißbach seine Batterien wieder aufladen und neue Kraft tanken. Wir haben ihn ein Stück auf seinem Weg begleitet.

„Für mich ist das ein richtiger Kraftplatz dort oben“, sagt Jörg und lächelt, während er seine Tourenski aus dem Auto holt. Wir treffen den Wirt des „Oafach guat“ am Ausgangspunkt seiner heutigen Skitour. Nur wenige Meter oberhalb seines Geschäfts hat er seine Ausrüstung ausgepackt und bereitet sich für die Tour auf den Kühkranz vor. Gleich wird er losmarschieren, dem 1.811 Meter hohen Gipfel des Kühkranz entgegen. „Dort oben kann ich so richtig Kraft tanken.“ Jörgs blaue Augen blitzen und wir merken: Eigentlich will er schon los. In knapp zwei Stunden wird er oben sein am Kühkranz, seinem Kraftplatz. „Am meisten genieß ich die Ruhe. Ich hab da so ein Platzerl, wenn ich da im Sommer hinaufgehe und mich ins Gras lege, dann schlaf ich innerhalb von einer Minute ein“, erzählt Jörg und blinzelt in die Sonne. „Es gibt Flecken auf dieser Erde, die haben einfach etwas Besonderes an sich, etwas, das man gar nicht richtig erklären kann. Für mich ist der Kühkranz so ein Platz.“ Auch an dem Panorama, das man vom Gipfel aus genießt, kann er sich nie sattsehen, sagt Jörg. „Obwohl der Kühkranz nicht so hoch ist, hat man fast einen 360-Grad-Panoramablick – über die Almen, die Leoganger Steinberge, die Loferer Steinberge, das Seehorn bis zum Kammerling Horn. Gewaltig.“

Verschiedene Touren führen auf den Kühkranz

Die Sonne steht schon hoch am wolkenlosen, dunkelblauen Winterhimmel und außer uns ist kein Mensch weit und breit zu sehen. Hin und wieder krächzt eine Krähe. „Ja, diese Strecke hier kennen relativ wenige Leute“, sagt Jörg und deutet mit dem Kinn in Richtung Gipfel. „Der Kühkranz ist der untere Teil des 1.953 Meter hohen Hochkranz. Im Sommer ist das eine relativ einfache Wanderung, im Winter hingegen ist der Weg hier, über den Pürzlbach, schon etwas anspruchsvoller“, sagt Jörg. Für eine gemütliche, leichtere Tour empfiehlt er die klassische Skitour, die vom Parkplatz Hintertal über die Weißbachalm und weiter Richtung Kallbrunnalm auf den Kühkranz führt. „Runterfahren kann man dann je nach Schneelage bis in den Ort, fast direkt vor mein Geschäft“, sagt Jörg.

„Wir brauchen nicht viel. Wir sind glücklich“

Ursprünglich kommt Jörg aus Zell am See. Im Salzburger Saalachtal hat er aber seine Heimat gefunden – und seine große Liebe Sandra. „Die Sandra kenne ich jetzt schon seit fast 30 Jahren“, sagt Jörg und grinst verschmitzt. „Kennengelernt haben wir uns, als wir beide als Skilehrer in Lofer gearbeitet haben. Sandra kommt eigentlich aus Würzburg. Aber das Salzburger Saalachtal verbindet uns und die Berge sind einfach unsere Heimat.“ Hier wollten sie auch ihre Zelte aufschlagen. Als sie 2013, als sie vom Gardasee kamen und weiter nach Würzburg fahren wollten, einen Baukran in Weißbach entdeckten, rückte dieser Wunsch in greifbare Nähe. „Die Sandra hat zu mir gesagt: Schau, da wird gebaut“, erinnert sich Jörg. „Ich hab dann gleich bei der Gemeinde angerufen und mich erkundigt. Ja, und so hat das alles seinen Lauf genommen.“ Warum die beiden, die schon viel von der Welt gesehen haben, gerade an der B311 in Weißbach sesshaft wurden, wird er bis heute oft gefragt, sagt Jörg. „Wir haben lange nach einem Standort für unser Geschäft gesucht, der perfekt zu uns passt. Und den haben wir hier in Weißbach gefunden. Mein Motto ist: Back kleine Brötchen. Wir brauchen nicht viel. Mit dem, was wir haben, sind wir glücklich. Und frei.“ Der Erfolg gibt den beiden recht. Der kleine Genussladen in Weißbach ist das ganze Jahr über gut besucht. Und im Sommer entwickelt sich das „Oafoch guat“ regelmäßig zum kleinen Alpin-Treffpunkt.

Positive Energie durch erstklassige Produkte

Seit 2015 bieten Jörg und Sandra, die beide immer im Laden anzutreffen sind, eine gute Auswahl an Produkten, die mit viel Leidenschaft und höchsten Anspruch von ihnen selbst hergestellt oder auf ihren gemeinsamen Verkostungsreisen eingekauft werden. „Unser Ansatz ist, dass die Menschen positive Energie brauchen“, erklärt Jörg die Philosophie des „Oafoch guat“. „Deshalb kaufen wir alle Produkte direkt bei den Produzenten ein – wir versichern uns persönlich, dass die Qualität erstklassig ist. Etwa zwei Drittel unserer Produkte kommen von Bauern und Produzenten aus der Region, zum Beispiel Käse, Marmeladen, Speck oder Wild aus St. Martin. Das Rindfleisch kaufen wir bei einem Freund von mir hier ums Eck. Einiges besorgen wir aber auch in Südtirol und Italien. Und auch unser Sortiment an selbst verarbeiteten Lebensmitteln wie Gulasch oder eingeweckte Spezialitäten wird sehr gut angenommen.“ Früher hat Jörg als Wein- und Käsesommelier gearbeitet. „Ich mache für Universitäten immer wieder Käseschulungen für angehende Lebensmitteltechniker“, erzählt Jörg. „Das ist sehr schön, wenn man die sensorischen Unterschiede zwischen handwerklichen und industriellen Produkten aufzeigen kann.“

Gerne wieder nachhause kommen

Für ihre regelmäßigen kulinarischen Verkostungsreisen montieren Jörg und Sandra das Dachzelt auf ihr Auto und fahren zu den Produzenten. Erst kürzlich waren sie in Sizilien. „Dort war es richtig schön, Italien ist toll“, sagt Jörg, und fügt schmunzelnd hinzu: „Aber am Schönsten ist, wenn wir nach so einer inspirierenden Fahrt wieder in Weißbach ankommen und die neuen Produkte unseren Gästen anbieten können. Wir sind einfach gerne hier zuhause.“

Wollt Ihr den „Kraftplatz“ von Jörg mit den eigenen Augen sehen?

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